…“und aus Dynamik und emotionaler Spannung einerseits und Statik und Ruhe andererseits entstand meines Erachtens ein explosives Gemisch.“
Christoph M. Gais in: Friedhelm Menneckes im Gespräch mit Christoph M. Gais
„[…] kalkulierte Elemente einer surrealen Welt vor dem Hintergrund emotions- und energiegeladener, gestisch strukturierter, zu Materie geronnener Farbflächen voller innerer Spannung: die Eruption des Emotionalen, gefangen durch die kühle Präzision des Rationalen […]“
Jürgen Schweinebraden Frhr. v. Wichmann- Eichhorn
Während die frühen Arbeiten des 1951 in Stuttgart geborenen Christoph M. Gais noch geometrisch, räumlich ausgearbeitete Bildelemente aufzeigen, verschwinden ab Anfang der 90er Jahre diese räumlichen Formen aus seiner Bildsprache. Dickwulstige Tuben, in sich selbst in Bewegung, mal verdichtend, mal aufbrechend und gleichzeitig ruhend, als Begrenzung dem Gestischen Einhalt gebietend treten zum Vorschein. Formen und Farben spielen ein Verwirrspiel zwischen Vorder- und Hintergrund, zwischen Ruhe und Bewegung, nichts scheint festgelegt und trotzdem; alles ist geplant.
Der Künstler befindet sich in einem stetigen Dialog mit der Farbe, die wiederum selbst als autonomer Gegenstand behandelt wird. Die Bildfindung ist gekennzeichnet von einem Prozess ständiger Übermalungen, des Abschabens innerhalb eines definierbaren Formeninventars, der Abdeckungen und Abklebungen einzelner Teilbereiche und der Arbeit mit Schablonen. Immer wird der sich auf die Bildmitte konzentrierende Blick zu den Bildrändern gezogen, die nur aufgrund des Keilrahmens als Ränder wahrgenommen werden, welche dennoch die Bewegung der Farbe, ja des Bildes selbst, nicht fixieren können.
Die aktuelleren Arbeiten verdeutlichen mehr als zuvor die Beziehung von Fläche und Raum, Ruhe und Bewegung in der Gais´schen Bilderwelt. Mosaikartige Ornamente liegen flach über einem Hintergrund, der immer weniger als Ebene zu realisieren ist. Vorder- und Hintergrund nähern sich an und scheinen zu einer Fläche zu werden. Scheinen, denn so wie die Ornamente sich dem Hintergrund nähern und statisch das Bild beherrschen, so plötzlich springen sie hervor und erzeugen eine dritte Ebene in einem neuen, gerade entstandenen Vordergrund. Aus flächigen Mosaiken werden geometrische Formen, die perspektivisch aus dem Bild in den Raum und hinein in unseren Betrachtungsraum springen. Die Irritation ist Perfekt, denn der Betrachter springt zwischen Vorder- und Hintergrund, zwischen Fläche und Raum, zwischen Dynamik und Statik.